Der zweite Monat meines FSJ gestaltete sich für mich sehr kurz, aber auch abwechslungsreich, denn zwei der vier Oktoberwochen verbrachte ich im Urlaub und auf Seminarfahrt. Während ich mich also Ende Oktober wieder zurück im Pirnaer Büro einfand, färbten sich die letzten Blätter bunt und das kühle Wetter stimmte mich langsam, aber sicher auf den darauffolgenden November ein.
Jugendliche und Partizipation
Mein September endete am 30.09., als ich eine Veranstaltung mit dem Thema „jung und radikal?“ besuchte. In Form einer Fish bowl-Diskussion beschäftigten wir uns mit der Frage, wieso Jugendliche, vor allem in den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen 2024, rechte Parteien wählten und wie man für diese Altersgruppe demokratische Angebote stärken kann. Während dieser Diskussion erkannte ich immer mehr, wie wichtig es ist, Jugendliche in die Politik einzubeziehen, anstatt über ihre Köpfe hinweg zu entscheiden und sich im Anschluss darüber zu wundern, weshalb genau diese Altersgruppe so unzufrieden ist.
Als ich am nächsten Montag die Tür des Pirnaer Büros aufschloss, fiel mein Blick auf eine Karte, die an ein Regal gepinnt war. Der Text auf diese Karte lautete: „wenn Demokratie Spaß macht, ist das die sogenannte Partyzipation“. Ich musste sofort an die Diskussion am vergangen Nachmittag denken: genau das ist es, was uns Jugendlichen fehlt: „Partyzipation“.
Eine halbe Seminarfahrt
Nachdem ich vom 3.10-10.10 noch die Sonne Italiens genossen hatte, ging es nun für mich zurück ins kalte und regnerische Deutschland. Vom 14.10-18.10 erlebte ich meine erste Seminarfahrt gemeinsam mit meiner Seminargruppe, die sich aus etwa 30 FSJler*innen zusammensetzt, die, genau wie ich, ein Jahr als Freiwillige im Bereich Politik verbringen.
Die erste der insgesamt vier Seminarwochen verbrachten wir im Jugendgästehaus in Pirna-Liebethal und starteten dort am Montagnachmittag gemeinsam in das Seminar, planten die kommenden Abendprogramme und tauschten uns über unsere Erwartungen und Hoffnungen für die Woche aus.
Die nächsten Tage verbrachten wir oft diskutierend über politische Themen, wie zum Beispiel über den Rechtsextremismus im Osten Deutschlands oder die fehlende politische Aufklärung und Bildung in unserer Gesellschaft. Dies bereitete vielen große Freude, denn anders als im GRW-Unterricht der Schulzeit, war der politische Austausch unter uns nicht trocken und holprig.
Abends saßen wir am Lagerfeuer zusammen und tauschten uns über Gott und die Welt aus, lernten neue Menschen kennen und schlossen neue Freundschaften.
Leider waren viele unserer Gruppe schon etwas angeschlagen zur Seminarwoche angereist und auch bei mir setzte langsam, aber sicher eine Erkältung ein. Daher entschloss ich mich Mittwochabend schweren Herzens, nachdem mein Gesundheitszustand sich weiter verschlechtert hatte, dazu, nach Hause zu fahren. Dies stellte sich am nächsten Morgen als eindeutig richtige Entscheidung heraus, als ich die Nachricht erhielt, dass sich einige der Teilnehmenden positiv auf Corona getestet hatten und daraufhin eine Abreisewelle ausgelöst hatten.
Rückblickend kann ich leider nur von einer halben Seminarwoche sprechen, die jedoch an viele schöne Momente erinnert: aus unseren Gesprächen habe ich mir interessante neue Ansätze und politische Gedanken mitgenommen und gleichzeitig viele großartige Menschen kennengelernt und wertvolle neue Freundschaften geschlossen.
Zurück im Büro
Als ich nach der kurzen, aber intensiven Seminarwoche am 21.10 wieder in meinen gewohnten Arbeitsalltag zurückkehrte, erwarteten mich die unterschiedlichsten Termine. Montagnachmittag verbrachte ich zwei Stunden im Dresdner Büro zur Planung der am folgenden Sonntag stattfindenden Ehrenamtsbörse, an der auch ich unseren Stand mitbetreuen sollte. Am Dienstag und Donnerstag unterstützte ich jeweils einen Workshop in einer Freitaler Oberschule, bei dem aufgeweckte achte Klassen ein Planspiel durchführten. Am nächsten Tag, dem 23. Oktober begleitete ich einen weiteren Workshop, von dem ich in meinem letzten Monatsbeitrag schon einmal berichtet hatte: dem Sprühen der Pirnaer Gedenkspur. Zum Abschluss der Woche stand für mich ein ruhiger Freitag an, den ich im Büro und vor dem Computer verbrachte, an dem ich verschiedene Aufgaben erledigte, die die Woche über angefallen waren. Meine Woche gestaltete sich also sehr vielseitig und spannend, doch ich war auch froh, die Möglichkeit auszuschlafen am Wochenende wieder voll auskosten zu können ;).
Mein Oktober
Während ich diesen Text schreibe, blicke ich also auf einen Oktober zurück, der zwar nur wenige Arbeitstage für mich bereithielt, mir aber umso mehr neue Gedanken und Erfahrungen geboten hat. Ich freue mich auf einen ebenso spannenden November!